Dr. Böhmer begeisterte bei Mozart-Studientag
Mozarts Kammermusik
Ein Studientag mit Dr. Karl Böhmer
Bei Mozart ist jede Phrase sprechend. Als Opernkomponist denkt er auch in der Kammermusik immer vokal und im "Cantabile". Sein melodischer Stil stellt bei der Phrasierung höchste Anforderungen an die Interpreten. Dadurch ist Mozart schwer zu spielen.
Mozart war ein Feind von bloßer Virtuosität. Er verlangte einen runden Ton, der gesanglich geführt wird. Der Ton muss tragen bis zum letzten Atemzug. Was die Mozarts unter Geschmack und Empfindung in der Interpretation verstehen wird deutlich im Urteil des Vaters und des Sohnes Mozart über die italienische Geigerin Regina Strinasacchi, die am 29. April 1784 im damaligen Wiener Burgtheater Mozarts Violinsonate B-Dur KV 454 mit dem Komponisten am Hammerflügel zur Uraufführung brachte.
Die Anforderungen an die Interpretation von Mozarts Kammermusik nur e i n Thema beim “Studientag Mozart“, den Dr. Karl Böhmer am 14. Oktober 2006 im Stammhaus der Villa Musica in Mainz mit den FREUNDEN der Villa Musica veranstaltete.
Karl Böhmer ist den FREUNDEN durch seine Musikvermittlung in den Konzertprogrammen der Villa Musica bekannt. Beim Studientag faszinierte er die 50 Teilnehmer durch ein Feuerwerk an lebendig vorgetragenen Informationen zum kammermusikalischen Schaffen des Komponisten, dessen 200. Geburtstages wir dieses Jahr gedenken.
Die FREUNDE erhielten einen zeitlichen Überblick über die Entstehung der Werke und die Verbindung zur Entstehung anderer Kompositionen. So wurde etwa deutlich, dass Mozarts frühe italienische Streichquartette eher im Kontext italienischer Komponisten wie Boccherini, Nardini und Sacchini stehen als in dem Joseph Haydns. Haydns Einfluss wird in Mozarts Kammermusik erst in der Wiener Zeit spürbar, dann aber durchaus dominant.
Mozarts Violinsonaten waren nach dem Verständnis seiner Zeit Klaviersonaten mit Violinbegleitung - auch dies konnten die Studienteilnehmer lernen. Erst allmählich emanzipierte sich die Geige und wurde zum gleichberechtigten Partner des Klaviers. Dies hing auch mit den zunehmenden Fähigkeiten der Musiker zusammen, besonders der Wiener Dillettanten, wobei die höheren Töchter meist am Klavier saßen, ihre Brüder, Väter oder Cousins den Geigenpart übernahmen.
Für wen Mozart seine Stücke geschrieben hat, konnte Dr. Böhmer genau belegen. Böhmer wörtlich: “Es wäre Mozart nie in den Sinn gekommen, etwas für die Schublade zu schreiben. Es gab immer einen Anlass."
Noch eine Erkenntnis aus dem Studientag mit Dr. Böhmer was die Werke für Streicher betrifft: Mozart gab gegenüber dem Streichquartett dem Quintett den Vorzug.
Hervorragende Musikeinspielungen, unter anderem mit dem Ensemble Villa Musica, das aus den hochklassigen Dozenten besteht, zogen die Studienteilnehmer in die Faszination von Mozarts Musik hinein.
Woran erkennt man einen Mozart? Daran, dass er nie monolithisch komponiert, sondern einem Thema immer ein Kontrastmoment entgegensetzt, daran, dass er mit den Motiven immer dialogisch arbeitet, Spannung erzeugt und doch alles ganz selbstverständlich erscheint. Böhmer sprach darüber, wie Mozart Klang erzeugt, wie er durch die Tonart den Ausdruckscharakter eines Werkes klar und bewusst festlegt, dann aber zwischen Heiterkeit und Melancholie wechselt; sogar innerhalb eines einzelnen Satzes.
Zwei mal zwei Stunden mit Dr. Böhmers Präsentation anhand von Musikbeispielen und Notentexten vergingen wie im Fluge. Und hinterher hatten die Teilnehmer des Studientages den Eindruck, dass sie ihr Gehirn mal wieder richtig auf Touren gebracht hatten; wie zu Schul- oder Studienzeiten.
Entspannung gab es zwischendurch beim gemeinsamen Mittagessen bei „Dionysos". Und zur Überraschung hatte Frau Meyerhöfer, die gute Seele der Villa Musica, sogar Kuchen gebacken. Ein Kaffeplausch unter FREUNDEN zum Ausklang des Studientages war willkommener Ausklang.
Dank an Dr. Karl Böhmer für den fulminanten Vortrag und die Bitte um ein Da capo.