Festivalplanung ist wie ein Sudoku lösen

Zur Fotogalerie

Das Fauré-Quartett als Künstlerische Leitung beim Frühlingsfestival auf Rügen 2012

 

Wenn man ein Festival plant ist das wie bei einem Sudoku: e i n Fehler und das System bricht zusammen. So erklärt es der Pianist Dirk Mommertz im Gespräch mit den Freunden der Villa Musica.  32 Mitglieder begleiteten das Fauré-Quartett nach Rügen und erlebten zwischen dem 15. und dem 20. März 2012 den Erfolg der ersten Festival-Leitung dieses sympathischen und weltweit erfolgreichen Kammermusik-Ensembles (siehe auch Aktivitäten/Reisen). 70 Konzerte geben sie pro Jahr, kamen gerade von einer USA-Tournee zurück. Und trotz aller Organisationsarbeit für die eingeladenen Künstler und trotz der eigenen Auftritte nahmen sich die vier Künstler am Vorabend eines Konzertes Zeit für die FREUNDE und plauderten im Gespräch mit Barbara Harnischfeger aus dem Nähkästchen. Der Inhalt sei hier der besseren Lesbarkeit wegen in direkter Rede widergegeben und ohne Zuordnung zu einzelnen Personen. Die Geigerin Erika Geldsetzer, der Bratscher Sascha Frömbling, der Cellist Konstantin Heidrich und der Pianist Dirk Mommertz brachten gemeinsam das Folgende zutage:

Der Entscheidungsprozess bei einer Festivalplanung dauert seine Zeit, bei vier Leuten, die ja nicht immer zusammen sind. Aber vier Menschen bringen auch mehr Input, die Programmfindung ist nicht so anstrengend wie wenn einer alleine grübelt. Von allen Seiten kamen die Ideen, und jeder durfte sich etwas wünschen – wir hatten ja viele Konzerttermine, um es unterzubringen.

Ein eigenes Festival zu haben wünschten wir uns schon seit Jahren. Die Anfrage von Matthias Hülse, dem Intendanten der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, traf bei uns ins Schwarze.  Ein ganzes Jahr haben wir vorbereitet, die letzten zwei Monate, als wir auf Tournee in den USA waren, haben wir täglich mehr als eine Stunde mit Frau Kesting in der Geschäftsstelle telefoniert, um z.B. den Probenplan für die Musiker auszutüfteln.

Jetzt, wo das Festival läuft, fühlen wir uns wie auf einer Geburtstagsparty; man ist euphorisch, zwar ausgelastet, total erschöpft aber doch so voller Energie und Inspiration. Dann kommen so liebe Menschen wie die Freunde der Villa Musica von weit her – damit hätten wir nicht gerechnet, dass Sie das auf die Beine stellen. So hatten wir uns das nur erträumt, dass Menschen kommen, die Insel erleben und am Abend die Konzerte. Hoffentlich nehmen Sie ein gutes Gefühl mit nach Hause. Klatschen.

Und mal abgesehen vom Festival. Wie funktioniert die Arbeit in einem Quartett?

Heute einfacher als vor 10 Jahren als wir nach dem Grundstudium in Karlsruhe in vier Städten zerstreut waren. Das war eine schwere Zeit; nur der Deutsche Musikwettbewerb, den wir zu bestehen hatten, hielt uns zusammen. Heute leben drei der Fauré-Mitglieder in Berlin, lediglich Dirk Mommertz in Essen. Organisatorisch hat jeder seine Aufgaben, wie in einer Firma. Geprobt wird meistens in Berlin.

Wer gibt den Ton an?

Bei uns geht es hochdemokratisch zu. Es wird viel geredet. Aber wir können nicht so lange reden bis wir einer Meinung sind, das wäre nicht pragmatisch. Es gibt Mehrheitsentscheidungen; am Häufigsten 3 zu 1, so wird es dann gemacht. Aber die Minderheit darf immer wieder Zweifel äußern. Schlimm ist 2 zu 2 – dann machen wir es in einem Konzert so und in dem nächsten Konzert anders.

Ist das Leben im Quartett wie in einer Ehe?

Das Wichtigste ist die Musik, dass wir uns da einigen oder es einfach kommen lassen, dass wir gemeinsam empfinden. Denn es geht um die Musik.

Und je älter wir werden um so mehr erkennen wir, was für ein Geschenk es ist, dass vier Leute sich so gut verstehen, so einen ähnlichen Humor haben und ein so ähnliches musikalisches Empfinden.

 

Nachtrag:

Jüngste Auszeichnung des Fauré-Quartetts ist der mit 10 000 Euro dotierte Brahmspreis, verliehen im Mai 2012 von der Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein. Und Brahms ist der Komponist, dem die Musiker 2013 huldigen, beim dann zweiten Frühlingsfestival auf Rügen, vom 14. bis 22. März.

www.faurequartett.de

 

 

 

 

Der Brahmspreis 2012 wurde mit einstimmigem Votum an das Fauré Quartett verliehen. Das aus Erika Geldsetzer (Geige), Sascha Frömbling (Bratsche), Konstantin Heidrich (Cello) und Dirk Mommertz (Klavier) bestehende Ensemble musiziert seit 1995 zusammen. Nach ihrem gefeierten Brahms-Album aus dem Jahr 2008 wagten die Musiker einen Ausflug in die Gefilde der Popmusik auf “Popsongs”. Und aktuell steht “Wunderkind”, ihre Hommage an Felix Mendelssohn, ganz oben in der Gunst der Klassikhörer.