Ein Sonntagmorgen auf Hiddensee

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Mit dem Fauré-Quartett beim Festspielfrühling RÜGEN
Von Barbara Harnischfeger

Anfang Oktober  2011 fragte mich Dirk Mommertz, der Pianist des Fauré-Quartetts, ob ich die Freunde der Villa Musica über das neue Festival auf Rügen informieren würde, welches  er zusammen mit Erika Geldsetzer, Konstantin Heidrich und Sascha Frömbling im nächsten Frühjahr aus der Taufe heben werde.  Da machte es bei mir „klick“; das war d i e Idee für die Reise 2012.

Nach vielem Programm sichten, Landkarte studieren, Hotels im Internet anschauen, mailen,  telefonieren mit dem Festivalbüro entschied ich mich für den Reisetermin und die Konzerte zwischen dem 15. und 22. März 2012.

32 Freunde wollten dabei sein und nach vielen Wochen der Reiseplanung im Detail ging es schließlich mit einem Vier-Sterne-Bus der Firma Kröber aus Winningen gen Norden. Der Bus mit der Aufschrift „Der Moselaner“ wurde auf Rügen zu einem Hinngucker  im Festivalgeschehen: „Ah, da sind sie wieder, die von weit angereisten Freunde der Kammermusik, der Fan Club des Fauré-Quartetts“, so hieß es, wenn wir bei den Konzertstätten ankamen; am Theater in Putbus, am Marstall Putbus, am Gutshaus Boldevitz, am Kurhaus in Binz.

Jeden Abend hochklassig interpretierte  Musik, abwechslungsreich in der Zusammensetzung bis hin zum Liederabend, mit hervorragenden Künstlern. Nach jedem Konzert waren die Festivalbesucher durch Hoteliers und Gastronomen auf Rügen eingeladen  zum Drink und animiert zum Gespräch über den Konzerteindruck.

Tagsüber die wunderbare Natur der Insel. An einem Sonntag fuhren wir mit der Fähre nach  Hiddensee. Spaziergang von Vitte nach Kloster; Lerchen stiegen auf, Frühling lag in der Luft, auch wenn es noch kühl war. Kloster mit der hübschen Inselkirche und dem Gerhard Hauptmann -Haus menschenleer und so friedlich; wunderbar.

An einem anderen Tag Schloss Granitz, der Schinkel-Bau mit der guseisernen Wendeltreppe. Hinauf in einen der Türme: Blick bis zum Jasmunder  Bodden und bis zum Mönchsgut im Süden – theoretisch, wenn es nicht so diesig gewesen wäre.

Von  Sassnitz haben wir eine Kutterfahrt zu den Kreidefelsen gemacht. Sonnenbeschienen waren sie auf der Hinfahrt, geregnet und gestürmt hat es zurück; aber in der Kajüte gab’s Grog. Fisch essen im „Gastmahl des Meeres“. Hervorragend. Auf der Heimfahrt spontan ausgeklügelter Halt in Prora, der gigantischen Bauruine des nationalsozialistischen „Kraft-durch-Freude-Projektes“. Spaziergang am herrlich leeren Strand.

 

 

 

 

Die Strandpromenade in Binz sind wir abgelaufen, haben in der Sonne gesessen.  Am nächsten Tag haben wir in Stralsund bitter gefroren.

Die Bäderarchitektur in Sellin haben wir bewundert.

Die fürstlichen Bauten in Putbus haben wir auf der Anfahrt zum Konzert bestaunt. Diese weißen Häuser  auf Rügen, sauber restauriert, ein herrliches Bild.

 

 

Nach dem Konzert ging‘s einmal zum Wodka-Empfang ins Hotel Badehaus Goore, ein edles Haus, auch weiß, mit klassizistischem Portikus , alles der selbe edle Baustil  wie das Theater in Putbus . Abends während des Festivals besonders angeleuchtet. Toll.

Eingeladen waren wir  an einem anderen Konzertabend bei Frau von Wersebe  in ihr Gutshaus Boldevitz und standen inmitten von italienischen Landschaften, die der Maler Jakob Philipp Hackert im 18. Jahrhundert Wand und Räume füllend auf Leinwand gemalt hatte. Stehempfang mit Museums-Qualität.

 

Wir trafen den Künstler Julian Steckel,   den inzwischen mit dem Echo Classic-Preis ausgezeichneten 30jährigen Cellisten aus Pirmasens. Martin Stadtfeld, der den „Freunden der Villa Musica“ seit Langem verbundene Pianist,  kam nach seinem Konzert in Binz zu uns. Und wir waren den Mitgliedern des Fauré-Quartetts ganz nah. Wir lebten mit ihnen im Hotel, im Cliff-Hotel. Sie waren sehr eingespannt, wir wollten sie nicht stören, denn sie waren ja nicht nur Interpreten beim Festival-Frühling, hatten selbst zu proben, sondern sie waren  auch die künstlerischen Leiter des Festivals, die Produzenten, und mussten sich um die eingeladenen Künstlerkollegen kümmern. Aber wir sahen die

Faurés jeden Morgen beim Frühstück; Sascha Frömbling hatte Frau und Kind dabei, Erika Geldsetzer war in Begleitung ihres Freundes, dem englischen Pianisten Ian Fountain. Unsere Mitglieder Ilka und Kurt Wittich bekamen Besuch von ihrem Sohn, der mit den Faurés aus Studienzeiten befreundet ist, frühstückten auch mal mit den Enkelkindern. Es war eine insgesamt familiäre Atmosphäre im eigentlich sehr weitläufigen Cliff-Hotel, und wir waren mitten drin.  Das Cliff-Hotel steht ganz allein inmitten eines Kiefern-Wäldchens südlich Sellin. Ein Aufzug führt direkt zum Strand: herrlich, am Morgen schon vor dem Frühstück eine Brise Ostseeluft zu nehmen. Oder: man hätte auch schwimmen können, in einem 25 Meter-Becken des Cliff-Hotels. Manche Freunde, denen der ein oder andere Ausflug schon mal zu anstrengend erschien, nutzten das traumhaft große Hotelschwimmbad. Aber eigentlich brauchten wir es nicht zum Zeitvertreib. Hatte ich am Beginn der Reiseplanung noch angekündigt: 2012 auf Rügen gibt es „Musik und Wellness“, weil ich dachte, was soll man da sonst machen im März, so wurde ich zunehmend klüger. Menschen, die schon auf Rügen gewesen waren, gaben mir Hinweise, sagten: dies ist wichtig und jenes ist schön, da schmeckt das Essen und das müssen Sie unbedingt machen.  Eine unschätzbare Hilfe bei der Orientierung in einer mir bis dahin völlig unbekannten Region war mir im Vorfeld der Reise unser Freundeskreismitglied Heinz Wulbrand. Er fuhr gar nicht mit, gab mir aber sehr gute Tipps.  Am Ende war ich in Not: wie sollte ich alles in einer Woche unterbringen. (Für die Heimfahrt hatte ich im Reiseplan auch noch Güstrow, die Barlach-Stadt eingebaut.)

Für Kap Arkona hat die Zeit nicht gereicht, im Mönchsgut waren wir nicht, im Nationalpark Jasmund sind wir nicht gewandert, im Schlosshotel Ralswiek hätte ich gerne mal gesessen, auf die Insel Film möchte ich fahren…….und wieder im Rugard-Strandhotel in Binz mit Blick auf die Ostsee speisen, so wie wir das am letzten Abend vor dem Konzert getan haben.

Für mich persönlich steht fest: nach Rügen, da muss ich wieder hin; aber nicht ohne Musik – auch wenn Bekannte sagen: fahr doch an Ostern, oder im Mai, da sind die Baumalleen grün, da blühen die Raps-Felder… Ja, aber ich brauche am Abend Musik, und die gibt es auch 2013 auf Rügen wieder  vom 15. bis 24. M ä r z, beim Festspielfrühling mit dem Fauré-Quartett.

 

 

Das Fauré-Quartett im Gespräch