Es war einmal 2009 im Hambacher Schloss

Gabriel Schwabe und Hellen Weiß immer noch Werbeträger der Freunde

Das Werbebanner von Freunde der Villa Musica springt ins Auge als der Cellist Gabriel Schwabe und die Geigerin Hellen Weiß am 18. Mai 2025 die Bühne des Konzertsaales der Villa Musica in Mainz betreten. Sie staunen nicht schlecht: da sind sie als Mitglieder des Bianco Quartetts auf dem Foto, das Barbara Harnischfeger 2009 gelungen war, als das Quartett beim Jahrestreffen der Freunde im Hambacher Schloss sein Dankeschön-Konzert gab. Der Förderverein hatte ihnen ihre erste eigene CD finanziert. Die vier Mitglieder des Streichquartetts, die da durchs Publikum zum Applaus nach vorne kommen, spielen inzwischen nicht mehr zusammen. Aber zwei davon sind jetzt ein Ehepaar. Gabriel Schwabe war von der Künstlerischen Leitung der Villa Musica zum Konzert in der Reihe Karrieren eingeladen worden. Statt einen Klavierbegleiter mitzubringen, spielte er Duos mit Geige. Das Paar tritt vielfach zusammen auf – 2025 auch beim Schleswig Holstein Festival und 2026 in der Elbphilharmonie. Kennen gelernt haben sie sich schon im Studium , nicht erst bei Villa Musica. Sie ist Tochter einer Koreanerin und eines deutschen Arztes, ist geboren in Berlin. Gabriel Schwabe hat eine spanische Mutter und einen deutschen Vater und wurde ebenfalls in Berlin geboren, 1988. Heute ist er Professor in Lübeck. Sie lehrt an den Hochschulen in Köln und in Dresden.

Als Grundschüler kam Gabriel Schwabe erstmals mit einem Cello in Berührung – und war sofort hin und weg. Heute gehört zu den vielversprechendsten Künstlern seiner Generation. Neben der Interpretationskunst und technischer Virtuosität gehört auch eine eindrucksvolle Bühnenpräsenz zu seinen Markenzeichen. Gabriel Schwabe erhielt zahlreiche Preise, unter anderem wurde er mit dem Grand Prix Emanuel Feuermann (2006) ausgezeichnet und gewann zudem den Deutschen Musikwettbewerb des Deutschen Musikrates (2007). Er arbeitete mit renommierten Orchestern wie dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, dem DSO Berlin, der NDR Radiophilharmonie zusammen und ließ sich dabei von bekannten Dirigenten wie Marek Janowski, Michael Sanderling und anderen inspirieren. Auf internationalen Festivals und auf Konzertreisen präsentiert er zudem Kammermusik mit Partnern wie Isabelle FaustChristian TetzlaffAlbrecht Mayer. Seit 2015 arbeitet er eng mit dem Label Naxos zusammen, wo er bereits mehrere Alben herausgebracht hat.

Im Interview vor Konzertpublikum in Mainz sagt Gabriel Schwabe: ein Instrumentalist müsse ständig erfahren, wie es ist aufzutreten und schwere Stücke zu spielen – auch wenn er Lehrender ist. Er hatte bis vor Kurzem eine Professur in Köln und ist gerade nach Lübeck gewechselt. Was ist attraktiv an Lübeck? Die große Streicher- und Kammermusiktradition sei es, die er als Erstes mit der Lübecker Hochschule verbinde. Die Musikhochschule sei international exzellent positioniert und sie sei eine führende Ausbildungsstätte für Cellisten in Deutschland. David Geringas lehrt in Lübeck und Gabriel Schwabe ist der Nachfolger Ulf Tischbirek. Es gibt auch eine starke Kooperation mit dem Schleswig-Holstein Musikfestival. Dort spielt Gabriel Schwabe 2025.

Im Programm des Villa Musica-Konzertes schlugen die beiden Ex-Stipendiaten einen weiten Bogen von Bachs zweistimmigen Inventionen aus dem Jahr 1723 bis zur Solosonate für Cello, die der junge Amerikaner George Crumb 1955 als Student in West- Berlin komponiert hat. Im Ravel-Jahr 2025 durfte natürlich die große Duosonate des Basken aus dem Jahr 1922 nicht fehlen – Ravels Trauermusik für seinen Kollegen Debussy. Ravel schuf damit an den Ufern der Seine auch ein Vorbild für jüngere Komponisten wie den aus Prag nach Paris übersiedelte Bohuslav Martinů. Dessen Duo Nr. 1 von 1927 setzte den mitreißenden Schlusspunkt des Abends.

Sowohl Hellena Weiß wie auch Gabriel spielen ein wertvolles Instrument, das ihnen von einem Mäzen zur Verfügung gestellt wird. „Diese Instrumente sind für einen Musiker nicht mehr zu bezahlen, sagen die Vortuosen. Für den Besitzer seien historische Geige und Cello auch Spekulationsobjekte. „Aber es ist schön, mit solchen Leuten in Verbindung zu sein, die musikbegeistert sind und die fördern wollen.“

Wie kann sich ein Künstler auf dem Markt positionieren, fragt Barbara Harnischfeger. Die Antwort: „Ein Künstler muss sich als Persönlichkeit profilieren, muss wissen, was ihm wichtig ist und was er spielen will“. Ein Agent könne dann hilfreich sein, das zu vermitteln.

Gabriel Schwabe und Hellena Weiß treten vielfach zusammen auf, nicht nur jetzt bei der Einladung für Ex-Stipendiaten bei Villa Musica. Die Kunst, aufeinander zu hören, zu diskutieren und dann einen gemeinsamen Ausdruck zu finden, hätten sie ja in ihrer Stipendiatenzeit beim Kammermusik-Training gelernt, meint Barbara Harnischfeger schmunzelnd. Entsprechend harmonisch gehe es sicher in ihrer Ehe zu.  Schmunzeln ohne Worte zurück. Und was macht das Baby, während die Eltern musizieren? Das verknappe die Zeit fürs Üben beträchtlich, sagt Hellen Weiß. Sie hätten aber bei der Villa Musica auch gelernt, effizient zu üben und sich ein Programm zu erarbeiten. Und: ein Glück, dass es Großeltern gibt. Die passen während des Villa Musica-Konzertes im Hotel auf die acht Monate alte Emilia auf. So hat das Künstlerpaar sogar die Ruhe, nach dem Konzert mit ein paar Freunden der Villa Musica und mit Prof. Dr. Karl Böhmer zusammenzustehen und Fragen zu stellen. 

 

 

 

 

 

 

 

 

Und ein Foto mit den Mäzenen des Abends wird gemacht. Das Ehepaar Agija und Michael Kemman mit seiner Spende der Firma ADAPT Localisations an die Freunde der Villa Musica hatdas 25. Karriere-Konzert in Mainz möglich gemacht - und somit die Präsentation ehemaliger StipendiatInnen, die erfolgreich ihren Berufsweg gehen. (Michael Kemmann spielt als Amateur selbst Geige im Akademischen Orchester Bonn.)