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Villa Musica-Freunde am 6. April 2024 im Landesmuseum Mainz

Ervis Gega (im Bild ganz links) heißt die neue Künstlerische Leiterin der Landesstiftung Villa Musica Rheinland-Pfalz ab Herbst 2024. Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Jürgen Hardeck (2.v.l.) brachte sie mit zur Mitgliederversammlung des Fördervereins und sie stellte sich vor. Wobei Ervis Gega den Mainzern keine Unbekannte ist.  Die Geigerin spielte vor zwei Jahren an der selben Stelle, in der Steinhalle des Landesmuseums, ein Karrierekonzert. Denn Gega ist eine ehemalige Stipendiatin der Villa Musica, die als Solistin Karriere gemacht hat. Sie ist Professorin in Mainz und sie ist seit 2021 Künstlerische Leiterin der Klassischen Philharmonie Bonn. Von links weiter im Bild: Barbara Harnischfeger aus Koblenz, wiedergewählt als Erste Vorsitzende von „Freunde der Villa Musica e.V.“, ebenso wie Cornelia Hofmann als Beisitzerin für die Pfalz. In der Mitte: das in vielen Wettbewerben erfolgreiche Trio ORELON mit Judith Stapf, Marco Sanna und Arnau Rovira i Bascompte. Die Freunde hatten das Ensemble mehrfach finanziell unterstützt und bekamen beim Jahrestreffen am 6. April ein ganzes Konzert geschenkt. Der Zweite Vorsitzende des Vereins, Alfons Moritz, konnte leider nicht dabei sein, aber rechts im roten Kleid die Schatzmeisterin Diana Kreuter-Schmitt. Auch diese beiden wurden einstimmig wiedergewählt. Zweiter von rechts ist Pascal Badziong aus Neuwied, derzeit Erster Beigeordneter im Landkreis Mayen-Koblenz und seit 20 Jahren Mitglied bei den „Freunden der Villa Musica“. Er wurde als Zweiter Beisitzer erstmals gewählt und wird mit seinen 36 Jahren den Freundeskreis-Vorstand zusätzlich verjüngen.

Staatssekretär Hardeck neues Mitglied bei den FREUNDEN

Staatssekretär Jürgen Hardeck, der Vorstandsvorsitzende der Landesstiftung Villa Musica Rheinland-Pfalz, dankte den „Freunden der Villa Musica“ für ihre Unterstützung der Stipendiaten-Förderung und vieler Villa Musica-Projektreihen und revanchierte sich, indem er Barbara Harnischfeger seinen persönlichen Antrag zur Mitgliedschaft im Verein der Freunde überreichte. Er ist das 666. Mitglied.

Künstlerische Ära Hülshoff gewürdigt

In seiner Rede dankte Hardeck Professor Alexander Hülshoff am Ende von dessen Zeit als Künstlerischem Leiter der Villa Musica für 13 erfolgreiche Jahre mit vielen Innovationen. „Durch seine exzellenten Verbindungen nach Israel, Italien, Brasilien und in die USA wurde das Dozententeam sehr viel internationaler. Der „Star-Faktor“ nahm deutlich zu, indem Klassik-Weltstars, wichtige Namen wie Pinchas Zukerman, Emanuel Ax, Avi Avital, als Dozentinnen und Dozenten fungierten“, so Hardeck. Die Zeit von Alexander Hülshoff bei der Villa Musica sei eine Ära der herausragenden Projekte und neuer Konzertreihen gewesen, so zum Beispiel „Musik in Synagogen“. Das spektakulärste Projekt dort war „Violins of Hope“, Konzerte auf restaurierten Geigen von Opfern des Holocaust.

Alexander Hülshoff habe zudem die Vernetzung der Villa Musica im Land durch neue Kooperationen deutlich intensiviert. Genannt seien die Konzerte im Arp Museum Bahnhof Rolandseck, neue Kooperationen mit der Stadt Landau, der Stadt Kaiserslautern, der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und dem Mainzer Musiksommer.

Auch die „Freunde der Villa Musica“ habe Alexander Hülshoff stark in seine Konzeptionen einbezogen, unter anderem bei der Reihe Burgenklassik und Karrieren, sagte Staatssekretär Hardeck. (Red. Anmerkung: Auch Spitzenklänge, die Konzertemit Vorstellung der Instrumente aus der Landessammlung, sind in Zusammenarbeit mit den „Freunden der Villa Musica“ präsentiert worden.)

Hardeck würdigte außerdem: Der Andrang auf die Probespiele und folglich das Niveau der Stipendiatinnen und Stipendiaten sei unter Professor Hülshoff noch einmal deutlich gestiegen. Prof. Dr. Jürgen Hardeck im Fazit seiner Rede wörtlich: „Die Villa Musica hat Alexander Hülshoff wahnsinnig viel zu verdanken “. Noch ist die Saison nicht zu Ende und Alexander Hülshoff ist auch noch als Cellist zu erleben. "Seine Konzerte werden uns in bester Erinnerung bleiben." Im Herbst werde es eine Verabschiedung geben.

Schloss Engers als ein Musikzentrum des Landes gestärkt

Staatssekretär Hardeck ging auch auf die neue Mitnutzung von Schloss Engers durch die Landesmusikakademie nach Ende des Hotelbetriebs ein.

Die Ausweitung der Aktivitäten sei nicht zum Schaden der Villa Musica. Hardeck wörtlich: „Die VM kann ihre Arbeit fortsetzen wie gewohnt. Der Dianasaal steht ihr weiterhin uneingeschränkt zur Verfügung“. Über anfängliche Störungen und über die Schärfung der unterschiedlichen Profile habe es Gespräche gegeben. Jedenfalls sei der Ort Schloss Engers als Musikzentrum im Norden wesentlich gestärkt.

Nahtloser Übergang zu Prof. Ervis Gega

Sie wird am 1. September 2024 ihre zunächst auf fünf Jahre angelegte Tätigkeit als Künstlerische Leiterin der Villa Musica beginnen, hat aber bereits jetzt einen Werkvertrag, um die neue Saison zu planen.

Die mit 16 Jahren aus Albanien nach Mainz gekommene Ervis Gega, inzwischen 50 Jahre alt, hat in Mainz und London Geige studiert und lebt seit 2002 in Bonn. Sie ist Pädagogin für Violine an der Musikhochschule Mainz und dem Peter-Cornelius-Konservatorium. Ervis Gega stellte sich den Freunden der Villa Musica vor und erinnerte zunächst an ihre enge Verbindung zur Villa Musica von Jugend an. Sie war Stipendiatin, sie spielte eine Geige aus der Landessammlung, die Freunde der Villa Musica ermöglichten ihr eine CD. 2022 spielte sie in der Reihe Karrieren und wurde da ausführlich zu ihrem Lebenslauf interviewt (siehe auf dieser Homepage unter AKTIVITÄTEN/Karrieren). Die Freunde der Villa Musica hatten auch schon Kooperationen mit der von ihr geleiteten Klassischen Philharmonie Bonn, einem internationalen Akademie-Orchester, das sich wie die Villa Musica der Nachwuchsförderung verschrieben hat. Das Orchester hat Abonnement-Reihen in den 12 größten Konzerthäusern der Bundesrepublik - von Herkulessaal München bis Konzerthaus Berlin.

Prof. Gega hat für die Villa Musica neben dem Ziel, junge Spitzen-Musiker und -musikerinnen an der Seite von hochrangigen Dozenten in Kurs und Konzert zur künstlerischen Reife zu führen, einige neue Ideen.

Sie will musikwissenschaftliche Elemente in die Akademieprojekte einführen. Und, die jungen Berufsanfänger sollen ein Coaching zum Karriere-Management bekommen und damit auf die Herausforderungen der heutigen Zeit und der Zukunft vorbereitet werden.

Ervis Gega sagte außerdem: „Ein weiterer wichtiger Punkt ist es mir, die Sichtbarkeit der Stiftung bundesweit zu stärken, z.B. durch Kooperationen mit verschiedenen Orchestern und Festivals außerhalb von Rheinland-Pfalz.“ Dorthin sollen Villa Musica-Stipendiaten vermittelt werden, damit sie die Chance erhalten, auch als Solisten Erfahrung zu sammeln.

Mehr als 60 000 Euro für Stipendiatenförderung

„Freunde der Villa Musica“ sind Botschafter und Lobby der Landesstiftung Villa Musica Rheinland-Pfalz. Der Verein hilft aber auch ganz konkret durch finanzielle Unterstützung – mit Geldzahlungen direkt an StipendiatInnen und über den Umweg der Förderung von Villa Musica-Projekten und Konzertreihen. In der Mitgliederversammlung gab der Vorstand des Förderkreises im Einzelnen Rechenschaft für die Fördermaßnahmen. Dazu zählen Reisekosten-Zuschuss für die Fahrt zu einem Wettbewerb, Unterstützung einer CD-Veröffentlichung, Hilfe bei der Anschaffung eines Instrumentes. Gleichartiges wurde von der Versammlung im Rahmenfinanzplan für 2024 beschlossen. Eines der vielfach geförderten Ensembles ist Trio Orelon. Es bedankte sich mit einem ausgewachsenen Konzert bei den „Freunden der Villa Musica“.

Vereins-Vorstand um 36jährigen Pascal Badziong erweitert

Bei der Mitgliederversammlung von „Freunde der Villa Musica e.V.“ standen auch Vorstandswahlen an. Der bisherige Vorstand wurde einstimmig wiedergewählt:

Barbara Harnischfeger, Erste Vorsitzende,

Alfons Moritz, Zweiter Vorsitzender (in Abwesenheit),

Diana Kreuter-Schmitt, Schatzmeisterin,

Cornelia Hofmann, Beisitzerin.

Neu besetzt wurde die Position eines weiteren Beisitzers mit Pascal Badziong.

Der 36jährige Neuwieder war schon im Alter von 16 Jahren Mitglied bei den Freunden der Villa Musica. Von Villa Musica sei er kulturell sozialisiert worden. Badziong ist von Beruf Lehrer, er war Studienrat an einem Gymnasium in Bad Honnef und er war in Neuwied kommunalpolitisch tätig. Seit zwei Jahren ist er Erster hauptamtlicher Beigeordneter des Landkreises Mayen- Koblenz. Pascal Badziong freut sich darauf, am Netzwerk für die Villa Musica, welches die „Freunde“ stets zu knüpfen bemüht sind, aktiv mitzuarbeiten.

 

Erlebnistag mit starkem Programm

Über die Mitgliederversammlung hinaus erlebten 130 Personen einen hoch interessanten Tag in Mainz. Nach dem Essen im Landtagsrestaurant stand eine Besichtigung des Plenarsaals im Deutschhaus auf dem Programm. Die Freunde der Villa Musica füllten sämtliche Plätze, einschließlich der Regierungsbank. Der Landtag von Rheinland-Pfalz hat 101 Abgeordnete.

 

 

 

 

 

 

Landesmuseum Mainz zeigt seine Schätze

Highlight des Programms für die „Freunde der Villa Musica“ war der Einblick in den Gemäldebestand des Landesmuseums Mainz. Mittelalter und Barock, Moderne mit Slevogt, Beckmann, Corinth. Und es gibt eine herrliche Jugendstilsammlung. Museumsdirektorin Dr. Birgit Heide führte selbst eine der vier Villa Musica-Gruppen. Hier ein paar Fotoeindrücke:

Konzert inmitten römischer Grabdenkmäler

Die sogenannte Steinhalle des Landesmuseums kennen die Mainzer als Konzertort der Villa Musica. Nun erlebten auch Villa Musica-Freunde aus anderen Landesteilen die besondere Atmosphäre zwischen den römischen Grabdenkmälern. Das Lapedarium war als Reithalle des kurfürstlichen Marstalls, 1767 gebaut worden. Als Vorbild galt die Spanische Hofreitschule in Wien. Auf Befehl Napoleons wurde die Halle zum Theater umgebaut und erfüllte diesen Zweck bis 1833. Danach wurde die Reithalle von verschiedenen Kavallerieregimentern genutzt, der Marstall wurde die Golden Roß Kaserne. Ab 1935 brachte die Stadt Mainz ihre Kunst- und Archäologiebestände in dem Gebäudekomplex unter. Die Reithalle diente da zunächst nur als Magazin. Im Zweiten Weltkrieg wurde der gesamte Gebäudekomplex zerstört. Wiederaufbau von 1949 bis 1962 mit Hilfe der französischen Besatzungsmacht – die im Krieg ausgelagerten Museumsbestände kamen zurück. 1967 übernahm das Land Rheinland-Pfalz das Areal. 1975 bis 1979 wurden Neubauten hinzugefügt, um die Museumsfläche wesentlich zu vergrößern. Dabei wurde die barocke Bausubstanz des Gebäudes des Marstalls saniert, 1980/81 dann auch die Reithalle. Im Museumskonzept diente sie nun der neukonzipierten Präsentation der wichtigsten Steindenkmäler des römischen Mogontiacum. Die Sammlung ist mit einem Bestand von 2000 Stücken eine der wichtigsten ihrer Art in Europa. Ab 2015 zog der Landtag zeitweise in einen Teil der Steinhalle, solange das Deutschhaus grundlegend umgebaut wurde.

Trio Orelon beglückte mit Haydn, Mozart und Dvoraks „Dumky“

Mit dem Dankeschön-Konzert des Trio Orelon endete das Jahrestreffen von Freunde der Villa Musica zur Zufriedenheit aller ZuhörerInnen. In gewohnter Weise stelle Barbara Harnischfeger die Musiker im Gespräch persönlich vor. Geigerin Judith Stapf, Pianist Marco Sanna und Cellist Arnau Rovira I Bascompte leben in Köln, haben dort einen Proberaum und haben die zurückliegenden zwei Jahre damit verbracht, sich auf Wettbewerbe vorzubereiten. Für die Teilnahme in Italien und in Japan hatten die Freunde der Villa Musica einen Reiskostenzuschuss gegeben. Wettbewerbe gewonnen haben die drei aber in Melbourne und in München - dort den renommierten ARD-Wettbewerb. Üben und wieder üben für einen Wettbewerb, das lässt keine Zeit für Geld verdienen. Was bringt es? Letztlich habe der Wettbewerbserfolg Türen geöffnet und Konzertengagements gebracht, sagt Judith Stapf. Aber erst einmal sei es darum gegangen, fokussiert zu arbeiten und dabei auch festzustellen, ob es menschlich funktioniert.

Leben im Trio ist wie eine Ehe, meint die Interviewerin. „Ja, wir haben sogar einen Vertrag“, schmunzelt Marco Sanna, „einen Gewährsvertrag“. Wir haben Rechte und Pflichten. Wir sind finanziell voneinander abhängig und verantwortlich“. Es gebe Büroarbeit, Marketing-Arbeit, das Trio sei eine kleine Firma, die gemanagt werden muss. „Es ist sehr viel Arbeit und es ist gut zu wissen, dass wir bisher auf derselben Wellenlänge sind“. Das Trio Orelon – der Name kommt übrigens vom Esperanto-Wort für Ohr – beschäftigt sich stark mit den Kompositionen von Frauen. Die erste CD enthält Werke der Amerikanerin Amy Beach. Und: im Zuge seiner Repertoire-Recherchen entwickelte das Trio das Projekt Beethovens Töchter, das sich mit wenig bekannten Werken von Komponistinnen aus der Zeit der Romantik beschäftigt und sie in Bezug zu ihrem Vorbild Ludwig van Beethoven setzt.

Auf Frauen zu setzen ist derzeit in, sagt die Moderatorin und Judith Stapf antwortet, das Thema Frauen in der Musik sei politisch wichtig und musikalisch sei es äußert spannend und überwältigend, was es alles von Frauen gibt, die in ihrer Zeit bekannt waren und dann vergessen wurden. Dora Pejacevic und Amanda Meyer sind die Namen zweier Komponistinnen, deren Werke das Orelon-Trio kürzlich eingespielt hat. Die „Freunde der Villa Musica“ unterstützen das Erscheinen dieser CD.

Frage: Wie erkennen Sie als Musiker den Wert eines bislang ungespielten Werkes? Marco Sanna sagt, er selbst könne es nicht anhand der Noten erfassen, die sie zum Beispiel im Komponistinnen-Archiv in Frankfurt entdecken. Man müsse es spielen und zusammen hören. „Dann merken wir, ob die Musik eine Ausdruckskraft hat“. Viel Erfolg den Dreien von Orelon. Sie wollen zusammenbleiben und ihren Weg weiterhin mit der Kammermusik gehen. Momentan haben sie so viele Konzertengagements, dass für die „Freunde der Villa Musica“ an einem Wochenende im Frühjahr nur der 6. April frei war. Da hatte der Vorstand zugegriffen und auf diesen Tag sein Jahrestreffen gelegt. 130 Freundeskreismitglieder hatten sich zum Konzert angemeldet. Sie waren begeistert.