Endlich Jahrestreffen nach zwei Jahren Corona-Pause

Die Freude war groß, sich endlich treffen zu können und alte Bekannte wiederzusehen. Aber auch ganz neue Mitglieder – erst 2021 geworben - waren gekommen, zur Jahres- versammlung von „Freunde der Villa Musica“ am Samstag, 23. April 2022 im Arp Museum/Künstlerbahnhof Rolandseck, dem Veranstaltungspartner von Villa Musica seit 2020. Es herrschte beste Stimmung bei den 120 Teilnehmern des Jahrestreffens, als Barbara Harnischfeger unkonventionell und im amüsanten Schlagabtausch mit den anderen Vorstandsmitgliedern durch eineinhalb Stunden Sitzung führte und der Vorstand seinen Rechenschaftsbericht über Aktivitäten und Fördermaßnahmen gab. Bloß keine langweilige Vereinsmeierei ist das Ziel der Vorsitzenden. Die Mitglieder danken es ihr, gehen begeistert mit und freuen sich auf das anschließende Programm mit Mittagessen, Besichtigung der aktuellen Ausstellung im Arp Museum und Dankeschön-Konzert des geförderten Malion Quartetts zum Abschluss des Tages.

Im Arp Museum/Bahnhof Rolandseck willkommen geheißen wurden die „Freunde“ von der Kommissarischen Direktorin, Petra Spielmann. Sie und die Veranstaltungsmanagerin Dr.Margot von Gumppenberg waren Ansprechpartner für Kai Link, den Freunde-Geschäftsführer, bei der Vorbereitung der Mitgliederversammlung, für das Konzert und die Führungen durch die Moderssohn-Becker Ausstellung. „Starke Frauen“ ist dieses Jahr das Thema im Arp Museum.

Staatssekretär Dr. Jürgen Hardeck, Vorstandsvorsitzender der Villa Musica, war zu Gast und natürlich der Künstlerische Direktor der Villa Musica, Prof. Alexander Hülshoff. Beide würdigten das ideelle und finanzielle Engagement des Freundeskreises für die StipendiatInnen der Villa Musica und für die Landesstiftung selbst und bedankten sich dafür.

Der Verein „Freunde der Villa Musica“ hat 705 Mitglieder. Er wurde vor 25 Jahren gegründet. Hardeck sagte, er finde gut, was sich die „Freunde“ zum Grundsatz genommen haben: sie wollen Publikumsvereinigung sein und Botschafter für das Ausbildungsprinzip und die Qualität von Spitzenförderung der Villa Musica, wollen vermitteln: Villa Musica ist elitär von der Leistung, aber nicht elitär im Zugang für die Bevölkerung. Das Anliegen der „Freunde“, den Wert von Villa Musica im ganzen Land und darüber hinaus zu verbreiten, sei erreicht. Der Freundeskreis sei zu einer starken Lobby für die Villa Musica geworden.

Barbara Harnischfeger gab dem Staatssekretär mit auf den Weg zu seiner Ministerin: „Villa Musica ist ein Aushängeschild für Rheinland-Pfalz weltweit“ und andererseits „brauchen wir Musikliebhaber im Lande die Villa Musica zum Leben“. Hochklassige Villa Musica-Konzerte in der Nähe des Wohnortes der Menschen zu bieten sei sozial – und umweltfreundlich.

Schatzmeister Dr. Hermann-Josef Richard trug die Jahres-Finanzberichte locker und souverän und gar nicht langweilig vor. (Wer sich im Einzelnen dafür interessiert, kann sie beim Vereinsgeschäftsführer Kai Link anfordern.) Die Berichte der Kassenprüfer Siegismund (2019) und Norbert Bluhm (2020 und 2021) wurden verlesen und die Versammlung entlastete den Vorstand einstimmig. Ebenso bewilligt hat die Versammlung den Wirtschaftsplan 2022.

Darin enthalten sind 2000 Euro für eine Sonderaktion, vier Kinderkonzerte im Kurpark von Bad Neuenahr: „Villa Musica bringt Freude an die Ahr“.

Danach gab es Vorstandswahlen. Die Wahlleitung übernahm Pascal Badziong, der schon als Jugendlicher Mitglied bei den FREUNDEN geworden war und der jetzt als 31jähriger Studienrat und inzwischen hauptamtlicher Kreisbeigeordneter in Mayen-Koblenz arriviert ist.

In offener Abstimmung wurde Barbara Harnischfeger aus Koblenz als Vorsitzende einstimmig wiedergewählt. Ebenso bestätigt wurden der Zweite Vorsitzende Alfons Moritz, Mainz, und die Beisitzerin Cornelia Hofmann, Landau. Neu zu besetzen war die Position des Schatzmeisters. Dr. Hermann-Josef Richard aus Neuwied stellte sich zum großen Bedauern nicht mehr zur Wahl. Barbara Harnischfeger verabschiedete ihn mit den Worten: “Seit 2010 war Dr. Richard unsere sichere Bank. Vereins-und finanzrechtlich konnte uns mit ihm nichts passieren. Er passte auf. Bei den Vorstandsberatungen war er ein Mann der Vernunft und der Klarheit. Aber er war auch ein herzlicher Mensch, vertrauenswürdig und echt. Und bei Veranstaltungen war er ein guter und hilfreicher Kommunikator.“

Neue Schatzmeisterin ist die Diplom-Verwaltungswirtin Diana Kreuter-Schmitt aus Vallendar bei Koblenz (rechts im Bild). Sie fiel der Vorsitzenden beim Ausflug der FREUNDE in die Pfalz 2019 als besonders engagiert auf. Frau Kreuter-Schmitt hat in jungen Jahren im Landkreisamt Mayen Koblenz bei der Musikschule und bei den Sommer Classics von Franz-Joseph Koggel (auch einem Mitglied der FREUNDE) ihre Erfahrungen mit Musik und Finanzen gemacht. Dann war sie Verwaltungsleiterin beim Landesbetrieb Liegenschaften- und Baubetreuung, Niederlassung Koblenz. Jetzt ist sie Direktorin der Pfälzischen Pensionsanstalt in Bad Dürkheim. Diana Kreuter Schmitt stellte sich der Versammlung sehr sympathisch und überzeugend vor.

Krönender Abschluss des Freundeskreis-Tages in Rolandseck war das Dankeschön-Konzert des Malion Quartetts, welches vielfach Förderung durch die „Freunde“ erhalten hat.

Alexander Yussow als Primarius im Malion Quartett spielte das G-Dur Streichquartett  von Joseph Haydn ganz fein und innig, in anderen Passagen voll Übermut und Witz. Seine Kolleginnen, Jelena Garlic, Lilya Tymchyshin und Bettina Kessler folgten ihm in schönstem Einverständnis. Im starken Kontrast zu Haydn stand Janaceks „Kreutzersonate“. Gut, dass Jelena die Zuhörer an den Inhalt der Tolstoi-Novelle erinnerte, „ Eifersucht und Reue“, und gute Nerven wünschte. Überhaupt war es angenehm und hilfreich, dass die Musiker das Kommende ansagten und einordneten. Ergriffen war das Mucksmäuschen stille und konzentrierte Publikum bei der volksliedartigen Komposition von Myroslaw Skoryk (1938-2020). Lilya Tymchishin, aufgewachsen in Großbritannien, aber wie Alexander Yussov mit ukrainischen Wurzeln, kündigte es etwa so an: Wir suchten nach einem ukrainischen Stück, das wir in Stuttgart bei einer Demonstration gegen den Krieg spielten konnten. Wir haben im Internet keines gefunden. Da riefen wir Freunde unserer Eltern an und die haben uns das Stück genannt, das zeitweise wie eine Nationalhymne der Ukraine behandelt wurde. Wir haben es dann von den fotografierten Noten her gespielt. Lilya wörtlich und mit den Tränen kämpfend: „Es ist aus unserer Heimat.“

Ein Interview von Barbara Harnischfeger mit den jungen Quartettmitgliedern rundete das Erlebnis des Konzertes ab. Die Musikerinnen erzählten: bei einem von den „Freunden“ finanzierten Exerzitien-Aufenthalt im Rückzugsort Schloss Engers haben sie sich nach dem Weggang ihrer Primaria mit ihrem neuen Geiger Alexander Jussow im Team ausprobiert und künstlerisch wie menschlich zusammengefunden. Außerdem war das Malion-Quartett in seiner heutigen Besetzung mehrfach Teilnehmer im Streichquartett-Labor der Villa Musica, für das die „Freunde“ jährlich das Honorar der Dozenten zahlen. Die Rede kam auch auf die Verfilmung der „Großen Fuge“ von Beethoven als digitales Corona-Projekt – auch das war von den „Freunden“ unterstützt worden. „Wollen Sie ihr Brot in Zukunft als Streichquartett verdienen“, fragte die Freundeskreisvorsitzende zum Schluss und die Cellistin Bettina Kessler antwortete für alle mit einem deutlichen JA. Alexander Jussow erzählte, er habe sich von seiner festen Stelle im Staatsorchester Stuttgart beurlauben lassen, um die Karriere im Streichquartett zu versuchen. Auch Bettina Kessler hatte schon eine Orchesterstelle, allerdings nur einen Zeitvertrag. Seit 2022 organisiert das Malion Quartett eine eigene Konzertreihe in Frankfurt mit neuem Format. Ihn ihren Konzerten moderieren sie, erklären und wiederholen auch mal Werke und wollen die Musik so fürs Publikum auf besondere Weise zugänglich machen.

Am 8. und 9. Juli spielen die Malions wieder bei der Villa Musica. Im September nehmen sie am ARD Musikwettbewerb teil und am 11. September treten sie beim Beethovenfest Bonn auf, bei einer Performance in der Bundeskunsthalle.

Freunde der Villa Musica, im April 2022 endlich mal wieder bei einem Jahrestreffen in großer Zahl vertreten. Aber untätig war der Verein in der Corona-Zeit nicht. Am 29. Februar 2020 präsentierte Barbara Harnischfeger für die FREUNDE das Konzert „Spitzenklänge“ in Mainz und führte Gespräche vor Publikum mit den Stipendiaten und Stipendiatinnen, die eines der wertvollen historischen Instrumente aus der Landessammlung Rheinland-Pfalz für zwei Jahre spielen dürfen. Jedes Jahr wurde der STERN Villa Musica verliehen: am 1. März bei einem Konzert in Spay, kurz vor dem Lockdown, an die Geigerin Charlotte Chahuneau. Wiederholung beim Mainzer Musiksommer im Juli. Die Musiksommerkonzerte fanden mit ausgedünntem Publikum im Mainzer Schloss statt und wurden um 18 Uhr und um 20 Uhr gespielt. Die STERN-Verleihung 2021 an die Bratschistin Shira Majoni wurde in der Villa Sachsen in Bingen per Kamera aufgezeichnet und als Video dokumentiert. Verleihung in Realität dann im August 2021 beim Mainzer Musiksommer. Ein Dokument, das ebenfalls erhalten bleibt, ist die Videoaufzeichnung von „Vivaldi im Advent“ im Dezember 2020 im Bahnhof Rolandseck. Da kamen wieder die Barockbögen zum Einsatz, welche die FREUNDE der Villa Musica geschenkt haben. Ausfallen mussten 2020 „RheinVokal“ und die Reihe „Burgenklassik“, bei der wir uns besonders engagieren und darstellen dürfen. 2021 fanden die Festivals wieder statt und natürlich auch jetzt im Mai 2022. Erfolg bei der Mitgliederwerbung dieses Jahr: zehn Neuanmeldungen. Einen Studientag zu den Streichquartetten von Beethoven und Schubert bescherte uns Prof. Dr. Karl Böhmer am 9. Oktober 2021. Im Stammhaus der Villa Musica verbrachten den Samstag 42 Teilnehmer. Großen Anklang fanden die „Karriere-Konzerte“ 2021 -  mit der Klarinettistin Sabine Grofmeier am 27. Juni in Meisenheim und mit der Harfinistin Silke Aichhorn im Schloss Engers am 17. Oktober. Da war die Corona-Situation schon wieder so, dass der Saal nur halb besetzt werden durfte. Für Silke Aichhorn kein Problem: sie spielte ihr Programm zweimal, gab zweimal das Interview zu ihrer Person und ihrem Berufsweg als erfolgreiche Soloselbständige, um 11 und um 15 Uhr. Dazwischen war für die FREUNDE der Gartensaal gedeckt und es gab Mittagsbuffet. Diese Aufzählung soll genügen, denn Berichte und Fotos aller Aktivitäten der FREUNDE sind hier im Internet zu sehen.