Burgenkunde und Musik vom Besten auf der Marksburg am Rhein

104 Freunde der Villa Musica erlebten am 29. April 2023 einen Tag auf der Marksburg im UNESCO Welterbe Mittelrhein oberhalb von Braubach. Krönender Abschluss war um 16 Uhr das Konzert mit der frisch gebackenen Stipendiatin Hyazintha Andrej, Violoncello, aus Österreich und mit dem erfahrenen ukrainischen Geiger Oleh Kurochkin, seit 2014 Schüler von Boris Garlitzky in Essen. Oleh konnte berichten, dass er sich gerade die Stelle als Stimmführer Zweite Violinen beim Rundfunksinfonieorchester Berlin erspielt hat. (Sein Stellvertreter ist übrigens der aus Koblenz stammende ehemalige Villa Musica-Stipendiat Max Simon.) Gut zu hören, dass Kurochkin neben seiner Orchestertätigkeit genug Zeit haben wird, anderweitig tätig zu sein. So wie er die Charconne von Bach spielte, hat er das Zeug zum Solisten. Da seine Stelle in Berlin doppelt besetzt ist, hat er Flexibilität und kann bei den Kopenhagener Philharmonikern als 1. Konzertmeister spielen, ebenso in Barcelona und in London. 

Dem Konzert vorausgegangen waren Führungen durch die Marksburg – es ist die einzige unzerstörte Höhenburg am Rhein. Mehr als das, was die üblichen Burgführer an Information liefern konnten, brachte den Freunden der Villa Musica zuvor der Vortrag des Historikers Dr. Jens Friedhoff, der unter anderem in Diensten des Deutschen Burgeninstitus in Braubach steht. Er machte eine Tour d’Horizont durch die Geschichte des Denkmalschutzes zwischen Burgen-Wiederaufbau und reinem Erhalt des noch Bestehenden, erzählte vom Gründer der Deutschen Burgenvereinigung, dem bürgerlichen Architekten Professor Bodo Ebhardt, der die Marksburg 1900 vom deutschen Kaiser erwarb und sie so einrichtete, wie er sich Mittelalter vorstellte. Auch auf den Denkmal-Verbrauch in heutiger Zeit kam Jens Friedhoff zu sprechen und nannte die Ehrenburg über der Mosel bei Koblenz als Beispiel für ein reines Event-Gemäuer. Die Chance, dass eine Burg mit ihrem Raumprogramm original erhalten bleibt, gebe es eigentlich nur, wenn sie noch von einer Besitzerfamilie bewohnt wird, meinte Friedhoff. (Besucher der Burgenklassik von Villa Musica kennen das von der Burg Maus oberhalb Wellmich). 

Gegessen und getrunken wurde natürlich auch, beim Treffen in der Marksburg. Dort ist Patrick Hessler ein umsichtiger Gastgeber mit guter Küche. Besucher von Burgenklassik-Konzerten kannten ihn bereits. Die Marksburg-Schänke, in welcher der Freundeskreis tagte, hat eine hervorragende Akustik für Konzerte.

Der Erlebnistag von „Freunde der Villa Musica“ am 29. April 2023 hatte um 10:30 Uhr begonnen mit der 24. Ordentlichen Mitgliederversammlung, die für jeden Verein vorgeschrieben ist, damit der Vorstand Rechenschaft ablegt.

Cornelia Hoffmann                                      Alfons Moritz                                                 Barbara Harnischfeger                                   Diana Kreuter-Schmitt

Barbara Harnischfeger blickt auf das Jahr 2022 zurück, in dem die „Freunde der Villa Musica“ 25 wurden. Die Aktivitäten der Vorsitzenden in der Öffentlichkeitsarbeit und der Publikumspflege sind – wenn auch nicht vollständig – hier auf der Homepage im Internet dokumentiert.

Burgenklassik – präsentiert von FREUNDEN der Villa Musica

Vom 13. Bis 22. Mai hat die Freundeskreisvorsitzende alle sieben Konzerte der Villa Musica-Reihe „Burgenklassik“ präsentiert, Künstler interviewt, das Publikum betreut und bei zwei Konzerten zusammen mit ihrem Mann auch noch den Weinausschank übernommen. Im Vorfeld war die Medienarbeit zu machen. Nacharbeit auf den social media-Kanälen schließt sich heutzutage an. Ein paar Beispiele der Burgenklassik-Konzerte 2023 in Bildern:

Weltklasse-Geiger Vadim Gluzman mit Stipendiaten auf Rheinfels (rechts Bgm Falko Hönisch) 

Theodore Squire auf Stolzenfels                                                     Stuttgarter Kammerduo auf Burg Maus                                     

Erlebnisse in Gemeinschaft

Einen Ausflug für die Freunde der Villa Musica organisiert hatte die Freundeskreis-Vorsitzende anlässlich des RheinVokal-Eröffnungskonzertes am 26. Juni 2022 - einen Tag in Ingelheim am Rhein mit geführtem Stadtrundgang und Besichtigung der Kaiserpfalz. Die Betreuung der Gruppe von 30 Mitgliedern übernahm der Zweite Vorsitzenden Alfons Moritz. Er erzählte bei der Mitgliederversammlung begeistert vom Beisammensein im Winzerkeller in Ingelheim mit der guten Aussicht auf die Rheinebene. Dort hat Prof. Karl Böhmer die „Freunde“ in seiner „unnachahmlich lebendigen Art auf das anschließende Konzert „Viva Venezia“ vorbereitet,“ so Moritz, und es kam sogar noch kurz vor dem Konzert die Barockgeigerin Nina Tur-Bonet hinzu.  

Bei Freunde der Villa Musica ist man in angenehmer Gesellschaft, sagt Barbara Harnischfeger in der Mitgliederversammlung. „Wir genießen die Begegnung mit gleichgestimmten Menschen und erfreuen uns an den Kammerkonzerten in Höchstqualität, wie sie Villa Musica bietet. Wir bedanken uns, indem wir die jungen KünstlerInnen unterstützen, die unser Leben mit Musik so sehr bereichern“.

Wertvolle Finanzhilfe

Den Rechenschaftsbericht zur Verwendung der Mitgliedsbeiträge und der Spenden liefert die Schatzmeisterin Diana Kreuter-Schmitt. Der Förderverein mit seinen derzeit 698 Mitgliedern in Rheinland-Pfalz brachte im Jahr 2022 rund 86 000 Euro auf.  Daraus leistet der Verein direkte Einzelunterstützung für junge Hochleistungs-MusikerInnen. So beteiligen sich die Freunde mit 50 Prozent an der Versicherung von wertvollen historischen Instrumenten aus der Landessammlung, die ausgewählte Stipendiaten für zwei Jahre spielen dürfen. Ein anderes Förderbeispiel: ein Fagottist erhielt Hilfe für die Reparatur seines Holzblasinstrumentes. Der jährliche Förderpreis STERN Villa Musica wird vom Verein finanziert. Und indirekt unterstützt der Verein Stipendiaten, indem er der Villa Musica bei der Finanzierung von Projekten und Kooperationen hilft, an denen Nachwuchskräfte beteiligt sind: so bei RheinVokal, Burgenklassik, Mainzer Musiksommer. Geld gegeben haben die FREUNDE auch für Konzerte wie Karrieren, Kinderkonzerte im Ahrtal und Kinderkonzerte im Schlosshof Engers.

Streichquartettlabor zeitigt Erfolge

Barbara Harnischfeger berichtete vom Erfolg des Streichquartettlabors der Villa Musica, das Alexander Hülshoff als Künstlerischer Leiter eingeführt hatte. Die FREUNDE zahlen den jungen Ensembles, die sich als Kammermusiker auf den Weg in den Konzertmarkt begeben, für eine Woche in Schloss Engers den Trainer. Und was die Dozenten Oliver Wille und Gregor Sigl, erfahrene Mitglieder legendärer Quartettformationen, berichten, ist höchst erfreulich. Das gecoachte Leonkora Quartett sei auf dem Weg an die Weltspitze. Auf deren Internetseite ist zu sehen, wie viele Konzerttermine sie schon haben und wo in aller Welt. Das Chaos String Quartett gewann 2022 beim ARD-Musikwettbewerb den 3. Preis und Sonderpreise. Beim Bordeaux-Wettbewerb dieses Jahr belegte es den 2. Platz. Adelphi und Javus haben gute Chancen, an die Spitze zu kommen, so ist vom Manager der Kammermusikakademie, Kai Link, zu hören. Er erlebt alle hautnah und verfolgt ihren Weg.

Stern der Villa Musica räumt Preise ab

Und zu berichten ist von Dmytro Udovychenko, dem STERN Villa Musica 2022 (den Förderpreisreis finanzieren die „Freunde der Villa Musica“ aus Spenden). Dmytro hat im November 2022 den 1. Preis bei der Singapore International Violin Competition errungen.

Und nachgetragen werden muss: im Mai 2023 hat der 23jährige Ukrainer den 1. Preis beim Internationalen Violin-Wettbewerb in Montreal gewonnen. Welch eine Freude. Zur Person lesen Sie in gesondertem Artikel über die STERN-Verleihung und über ein zurückliegendes Konzert hier im Internetauftritt der Freunde im Menüpunkt FREUNDESKREISKONZERTE.

Amtszeit des Künstlerischen Leiters geht regulär zu Ende

Prof. Hülshoff, der Künstlerische Leiter der Villa Musica“ eröffnete den FREUNDEN, dass die nächste Konzertsaison seine letzte sei und erläuterte: „Seit September 2011 bin ich bei der Villa Musica. Schon damals hatte ich nicht vor, so lange bei der Villa Musica zu verweilen wie das mein, leider dann viel zu früh verstorbener, Vorgänger Klaus Arp tat. Eine meiner ersten Bedingungen war es damals, in der Geschäftsordnung der Villa Musica zu verorten, dass der/die Künstlerische Leiter nicht länger als für drei Amtszeiten berufen werden kann, um sowohl der nötigen Kontinuität als auch der Notwendigkeit neuer Impulse Rechnung zu tragen. So werde ich im Oktober 2024 die Villa Musica verlassen.“

Villa Musica bindet Exzellenz

Alexander Hülshoff nutzte die Jahresversammlung der FREUNDE dazu, den Wert der Spitzenförderung durch die Landesstiftung Rheinland-Pfalz zu benennen – wobei es ihm zu verdanken ist, dass er die erfolgreichen und teils berühmten MusikerInnen als Dozenten holt, bei denen die Jungen lernen und sich ihren Feinschliff holen. Hülshoff sagte: „Das erreichte Niveau der Villa Musica und ihrer Stipendiat*innen ist herausragend. Die Bewerbungszahlen sind explodiert. Wir hatten bei den letzten Auswahlvorspielen über 1000 Bewerbungen. Die Villa Musica mit ihrer Arbeit und die im Kern stehende Förderung von Hochbegabten der nächsten Generation der Klassikstars ist europaweit in aller Munde. So kommen Woche für Woche aus den Metropolen Europas unsere Villa Musica Stipendiat*innen nach Rheinland-Pfalz. Das ist für die künstlerische Exzellenz des Landes ein absoluter Gewinn. Unsere Stipendiaten und ehemalige Stipendiaten der Villa Musica sind die Botschafter der künstlerischen Exzellenz für das Land Rheinland-Pfalz.“

Gerade in den letzten Jahren haben sich die Reihen der Berliner Philharmoniker und des Symphonie Orchester des Bayrischen Rundfunks wieder mit Villa Musica- Stipendiaten gefüllt. Quartette, die Villa Musica-Förderung erfahren haben, spielen in den großen Philharmonien, in den großen Konzertreihen. Die StipendiatInnen gewinnen Preise bei internationalen Wettbewerben und werden dann vertreten durch große Konzertagenturen. „Kurzum, niemand kann der Villa Musica das Wasser reichen“, so Hülshoff und abschließend sein Appell an die FREUNDE der Villa Musica:

„Nur durch die Villa Musica hat das Land Rheinland-Pfalz kulturpolitisch in der Musik eine internationale Bedeutung. Helfen Sie, diesen Schatz zu behüten“.

Oleh Kurochkin und Hyazintha Andrej mit Händel/Halvorsen: Passacaglia