Norbert und Jutta H. schreiben

Was ist das Eindrucksvollste an China? – Für uns waren es die Dimensionen. Die Weite des Landes, die Größe der Bevölkerung (1,3 Mrd. Menschen), Geschichte, Kultur und besonders die gewaltige wirtschaftliche Dynamik, die heute überall anzutreffen ist. Natürlich hatte man davon gehört und gelesen. Aber das unmittelbare Erleben ist doch überzeugender und wirkt nachhaltig. Ein Faktor bestimmt Alles: Der Mensch. Nur eben nicht als Einzelperson, sondern in der Masse. Überall Menschen, Menschen, Menschen. Sie sind in der Geschichte und bis heute Problem, Motiv und Lösung zugleich.  Sie bauten die chinesische Mauer (im 5. Jh. v. Chr. begonnen), schufen schon vor 2000 Jahren Keramiken von höchster Qualität, errichtete gewaltige Paläste und Parks und sie lebten immer unter strenger Herrschaft. Bis heute sind die Massen der entscheidende Aspekt der politischen Führung.  Sie in Arbeit und bei Laune zu behalten, ist die Hauptaufgabe der Politik. Das geht nur mit autoritären Strukturen. Dem dient letztlich aber auch die unvorstellbare Dynamik in Wirtschaft und Gesellschaft. Dabei wird die Schere zwischen arm und reich immer schneller immer größer (Ein Reiseführer: „Oben Kommunismus, unten schlimmer Kapitalismus“). Neben Armut auf der Straße, besonders in den  Nebenstrassen sieht man in Peking und Shanghai gewaltige  neue Verkehrssysteme und Infrastrukturen, die in kürzester Zeit errichtet wurden (z. B. 2000 Hochhäuser in 20 Jahren in Shanghai). Natürlich  wohnten wir in erstklassigen Hotels mit internationalem Standard. Zur Zeit bereitet man sich in Shanghai auf die Expo 2010 vor. Man sieht überall riesige Baustellen und kann kaum glauben, dass es im  April 2010 fertig sein soll.

Das Alles erzeugt ein beachtliches Selbstbewusstsein der Chinesen. Bei unseren – bis auf eine Ausnahme – gebildeten und redegewandten Reiseführern – kam es immer wieder heraus: „Wir sind das größte Land der Erde“, „jeder 5. Mensch auf der Welt spricht chinesisch“, „der Tianan-men-Platz ist der größte Platz der Welt“, „die chinesische Mauer ist die längste Mauer der Welt (8.850 km lang)“,  „wir besitzen das 3.höchste Haus der Welt (World Financial Center in Shanghai mit 492 Metern)“, „die Terrakotta-Armee in Xi’an ist das größte Grabdenkmal der Welt“, usw. usw.

Das waren imponierende Eindrücke. Daneben gab es noch viel Anderes, das nur am Rande erwähnt sei, aber nicht weniger imponierend war: Der Besuch der Peking-Oper, ein Landausflug zu den historischen, noch bewohnten Runddörfern (UNESCO Weltkulturerbe), die Bootsfahrt auf dem Lande, Museen, Märkte mit der Chance und der Pflicht zum Handeln (besser: Feilschen), eine Seidenspinnerei und das Perlenzentrum; nicht zu vergessen die chinesische Küche, die wir in zahlreichen auch regionalen Variationen wieder und wieder kosten durften und es mit Genuss taten. Auch die Konzerte mit den Stipendiaten der Villa Musica und der Kontakt mit den jungen Musikern waren gerade vor diesem kulturellen Hintergrund ein Erlebnis. Zum Ende hatten wir allen Grund, den chinesischen Begleitern, aber auch unserer „Maitresse“ Barbara Harnischfeger herzlich zu danken. Wir erlebten schöne und lehrreiche Tage in einer angenehmen, gleichgesinnten und harmonischen Gesellschaft. Alles war glänzend organisiert. Und wir wurden von der Agentur sehr gut (und streng!) geführt. Zum Ausweichen gab es keine Gelegenheit. Wie auch anders? Wir waren ja in China!